„Strafverteidigung ist Pokern mit dem Schicksal eines
Menschen. Und du bist als Verteidiger permanent »All In«.“ (Veikko Bartel im
Vorwort von Mörder)
(erschienen beim Mosaik Verlag)
Veikko Bartel war Strafverteidiger. Er hat in viele Abgründe,
und seelischen Untiefen geschaut. Doch immer ging es um den Menschen selber,
nicht um die begangene Tat.
6 dieser Fälle hat er
nun in ein Buch veröffentlicht. Es geht in „Mörder“ um einen pflichtbewussten
Beamten, einem ehemaligen Elitesoldaten, aber auch um einen hochbegabten mit
einem IQ von 176.
Veikko Bartel zeigt nicht nur die Abscheulichkeit der Tat.
Nein, er schafft es hier, die Menschen zu sehen, das Hinter der Tat zu
sehen. Es sind die Tragödien, die sich
hier abspielen.
Diese 6 Geschichten sind immer so aufgebaut, das der
Strafverteidiger kurz sein Statement abgibt und dann es eine Rückblende auf den
Tathergang gibt. Danach gibt es am Ende wieder einen kurzen Epilog mit der
jetzigen Zeit.
Der Schreibstil ist sachlich, ohne Effekthascherei und
verständlich. Juristische Äußerungen werden als Fußnote hier erklärt.
Meine Rezension fällt mir ein wenig schwer. Nicht weil das
Buch schlecht ist, nein im Gegenteil. Weil es eine Anthologie ist und ich hier
nicht viel verraten möchte. Ich habe viel True Crime Bücher gelesen und dieses
kann mit meinen ganzen anderen durchaus mithalten. Da gibt es wesentlich
schlechtere.
Auf Ama. war in einer Meinung zu diesem Buch folgender Satz
zu lesen:
„“….und mich mit jeder Menge „was würde ich tun“-Fragen
zurückgelassen hat.“
Ja, genauso habe ich auch mich oft gefragt. Wie würde ich
reagieren, was würde ich in dem Fall tun. Kann man jede Mordtat verurteilen?
Und doch schafft es der Autor hier auch einen gewissen Humor
einzubauen. Z. B. das Telefonat an der Supermarktkasse. Du auch da habe ich mir
dann die Frage gestellt, was würde ich tun? Ich sag’s Euch, Ich würde Herrn
Bartel ansprechen, weil mich das Thema interessiert 😊
ich würde mehr wissen wollen. Bin ich nun in dieser Hinsicht „etwas kurios“?
Aber nicht nur in Deutschland muss sich der Strafverteidiger
ein Bild von seinen Mandanten machen. Nein in Indien wird er mit den Gepflogenheiten
dieser Gesetze konfrontiert.
Am Ende kommt die häufigste gestellte Frage an einen
Strafverteidiger auf. Warum verteidigen Sie solch einen Menschen? Und Herr
Bartel erklärt einen die Arbeit, das Bild eines Strafverteidigers. Seine Rolle
in der Sache. Dieses letzte Kapitel lässt einen Nachdenklich zurück und ja, es
beantwortet auch die Frage, ob ein Strafverteidiger ein Gewissen hat. Aber trotzdem
bleibt die Frage offen: Wie Schuldig fühlt sich ein Strafverteidiger, wenn der
Täter doch auf freien Fuß kommt und womöglich erneut tötet.
Das Cover ist schlicht und einfach – ganz ohne Schnickschnack,
aber eindringlich. Ein Mann, gekleidet in einem Hoodie, die Kapuze auf. Man
erkennt ihn nicht. Weißer Hintergrund für die Unschuld, schwarzer Titel für die
Schuld. Der Autor rot gehalten für die Tat. Nach meiner Meinung sehr
beeindruckend und aussagekräftig, in all seiner Schlichtheit.
Danke an den Mosik Verlag für das Rezensionsexemplar
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