Die 27-Jährige Natalie liebt ihre Kinder über alles.
Trotzdem erstickt sie am 1. Januar 2015 ihre 2-jährige Tochter und ihren 5-jährigen
Sohn. Anschließend versucht sie sich selbst das Leben zu nehmen. Die Frage nach dem Warum ist groß und laut.
In dem Buch „Meine Geschichte beginnt in einem wunderbaren
Dorf ist aus der Sicht von Natalie K geschrieben. Das Manuskript zu diesem
Buche erhielt Zoe Jenny, die dieses dann veröffentlicht.
Ich habe das Buch gelesen, weil ich wissen wollte, warum
Natalie K ihre Kinder getötet hat. Was sie dazu zu sagen hat. Dieses Buch zeigt
den verzweifelten Versuch, die Kinder, die in ein Heim gekommen sind, zu
behalten und dessen Scheitern.
Sie hat im Großen und Ganzen eine schöne Kindheit hinter sich mit viel Liebe und Zuneigung. Auch wenn am Anfang die Glaubenszugehörigkeit - Zeugen Jehovas - sie bei den Klassenkameraden nicht gerade beliebt macht.
Doch ich muss auch sagen, dass ich finde, Natalie guckt ein
wenig zu rosarot in die Welt hinaus. Alle sind irgendwie schuld, nur sie nicht.
Sie sieht die Welt, so wie sie es sehen möchte, harmonisch, zufrieden usw. Alle
wollen Natalie was Böses. Naiv so kommt mir die Mutter vor, unrealistisch.
Natalie schreibt in ihrem Buche, das alles gut ist, alle
sich super in der Familie verstanden haben. Nie gab es Streit, es wurde viel
gekuschelt. Es liest sich alles so unwirklich, nicht wie im realen Leben. Dazu
kommt, dass sie nie was mitbekommen hat von den kriminalen Tätigkeiten ihres
Mannes.
Ständig wird umgezogen und nie fragt Natalie nach dem Warum.
Mir kommt Natalie so weltfremd vor, unrealistisch, noch
nicht reif für das Leben. Und so ist auch das Buch geschrieben. So weltfremd.
Trotzdem finde ich dieses Buch tragisch. Es ist auf eine Art
ein Hilferuf von einer verzweifelten Frau, die meint, alle sind gegen sie. Und keiner erkennt, wie „traumatisiert“ sie
wirklich ist. Wo liegt das Versagen? In den Eltern, in der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde? Das sind Fragen, die wohl nie richtig geklärt
werden. Dieses Buch ist auch traurig, weil man so hilflos hier steht. Man möchte
Natalie nehmen und schütteln. Man möchte vermitteln. Am Anfang des Buches steht
eine chronologische Auflistung der Ereignisse, am Ende kommt dann der Psychiater
Mario Gmür zu Wort und analysiert Natalie Ka und ihren Text.
Es ist ein Buch über eine Tragödie, die vielleicht
verhindert werden könne. Es ist ein Buch über einem Hilferuf, über
Selbstüberschätzung und Opferdarstellung.
Man möchte Natalie verstehen und schüttelt doch unglaublich
den Kopf über die Naivität.
Ein sehr lesenswertes Buch, leicht und doch verständlich.
Man kommt zwar nicht dabei dem „Warum“ näher, aber vielleicht der Tat.
Das Cover ist schlicht und einfach gehalten, dunkelblau mit
weißen Text. So einfach, wie Natalie vielleicht gestrickt ist.
Ein 127 dickes Buch über eine Tragödie, die einen danach
noch lange beschäftigt.
Erschienen ist das Buch beim Salis Verlag. Danke für das Leseexemplar.
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