Ferdinand kann nicht schlafen. Niemals. Er ruht zwar ein wenig
aus, aber er schläft nie. Kein Arzt hat bisher herausgefunden, warum das so
ist. Und so macht sich Ferdinand auf der Suche nach Ruhe, und dem er stets mit
der Bahn Menschen und deren Geschichten zuhört. Bis er eines Tages auf Melissa
trifft, die ein ungewöhnliches Hobby hat. Sie sammelt Beerdigungen. Nach und
nach kommen sich die beiden näher und es entsteht eine tiefe Freundschaft
zwischen den Mittvierziger und dem 16 jährigen Mädchen. Und irgendwann erfährt Ferdinand, warum
Melissa Beerdigungen sammelt.
„Ein Mädchen, das Beerdigungen sammelt und ein Mann, der
niemals schläft“ ist ein hintergründiger Roman. Am Anfang dachte ich
allerdings, oh Gott, wie soll ich dieses Buch zu Ende lesen. Denn es fing etwas
langatmig an mit der Erzählung von Ferdinand und dessen stetigen Reise mit der
Bahn und seine Suche nach Ruhe. Endlos wurde von seinen Leiden, dem
nichtschlafen, erzählt und ich hatte das Gefühl, dass die Autorin Annika
Fechner, nur eines bezweckt, das man schläft.
Aber dann lernt Ferdinand Melissa kennen und es ändert sich
auch was an der Story. Sie wird interessant und man möchte dann unbedingt
wissen, was mit Melissa los ist und wie sich diese Freundschaft entwickelt.
Nach und nach erzählt Melissa dann von ihrer todkranken Mutter. Und da fängt
das Buch an, einen gefangen zu nehmen.
Ich selber bin ja nicht der gefühlsdusselige Leser, der
gleich in Tränen ausbricht bei einer rührenden Geschichte. Aber hier hat es die
Autorin geschafft, dass ich feuchte Augen bekommen habe. Sehr einfühlsam und
vor allem eindringlich ist diese Geschichte um die drei geschrieben. Mit viel Gefühl
und Ehrlichkeit.
Wenn man dann das Buch fertig gelesen hat, fängt man an zu
denken über Mitmenschen, die etwas anders sind als wir vielleicht. Und wie wir
mit denen umgehen. Gerade mit kranken Menschen gehen wir oft „komisch“ um und
nehmen sie nicht mehr als Menschen war, sondern als bemitleidenswerte
Geschöpfe. Dabei wollen diese nur eines: Als Mensch gesehenen werden
Ich kann diesem Buch jeden empfehlen, der nicht weiß, wie er
mit kranken Menschen umgehen soll. Oder wie er reagieren soll, wenn ihm / Ihr
so jemand begegnet. Jeder der nicht an tiefe Freundschaft glaubt, der sollte
das Buch lesen (Obwohl ich gestehe, dass ich immer noch nicht an tiefe
Freundschaften glaube). Aber es ist ein eindringliches, tiefes Buch mit einer
einfühlsamen Geschichte, die es heute leider
in der emotional kalten Welt sehr wenig gibt. Deswegen sollte es mehr
solche Bücher geben.
Danke an den Hansanord Verlag für das Buch.
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